Vom Missionsverlag zur Buchhandlung

1898

Gegründet wurden wir einst in einer langen Tradition brüderischen Druckens und Verlegens - und zwar als Missionsverlag mit Buchhandlung. Man achte auf die Reihenfolge: Der Verlag, also das Verlegen von Publikationen rund um das Thema „Mission“, stand seinerzeit im Vordergrund. Denn in der Bevölkerung war ein großer Leserkreis gewachsen, der sich für das Leben und Wirken der Herrnhuter Missionare in fernen Ländern interessierte. Bis dahin hatte die Unitätsbuchhandlung in Gnadau das Themenfeld der Mission mit abgedeckt. Dieses sollte nun in Herrnhut stärker ausgebaut werden, indem dazu im Schwerpunkt Schriften verlegt wurden. Die Einnahmen aus dem Verkauf der Bücher und Zeitschriften dienten dazu, die Herrnhuter Mission finanziell zu unterstützen. Übrigens lagen die Geschäfts- und Lagerräume bereits in eben jenem Haus, in dem sich die heutige Herrnhuter Filiale befindet. Von 1910 bis 1918 wurden hier auch Herrnhuter Sterne gefertigt.

  • Die Missions-Buchhandlung in Herrnhut
  • Die Missions-Buchhandlung in Herrnhut
  • Die Missions-Buchhandlung in Herrnhut
  • Die Buchhandlung in Görlitz am Klosterplatz

Die Nachfrage nach den Schriften der Missionare ging in den 1920er-Jahren zurück und damit auch die verlegerische Tätigkeit. Die Missionsbuchhandlung entwickelte sich jedoch zu einer leistungsfähigen Sortiments- und Versandbuchhandlung. Einzelne Spezialartikel wie die Losungen und Herrnhuter Sterne fingen Verluste anderer Bereiche auf. Zum Herrnhuter Geschäft kam 1923 die Buchhandlung der Stadtmission in Görlitz hinzu – als zweite Filiale der Missionsbuchhandlung.

Nach dem Zweiten Weltkrieg blieben die Losungen und das Sterngeschäft tragende Säulen der Buchhandlung. Sie gelten bis heute als unser Markenzeichen.

  • Einbau zweites Schaufenster

1971 erhielt die Buchhandlung mit ihren Filialen einen neuen Namen, den sie bis heute trägt: Comenius-Buchhandlung. Anlass für die Umbenennung war die bevorstehende 250-Jahr-Feier Herrnhuts. Mit der neuen Bezeichnung griff die Brüder-Unität weit mehr als nur die Lage des Herrnhuter Geschäfts an der Comeniusstraße auf.

Warum heißen wir „Comenius-Buchhandlung“?

Johann Amos Comenius (1592-1670) ist als großer Menschenfreund, evangelischer Theologe und leidenschaftlicher Pädagoge in die Geschichte eingegangen. Konkret war er der letzte Bischof der alten Brüderkirche in Böhmen. Dieser gehörten die Vorfahren eben jener protestantischen Glaubensflüchtlinge an, die 1722 bei Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf Zuflucht fanden und mit ihm den Ort Herrnhut gründeten.

Comenius’ Leben war vom Dreißigjährigen Krieg überschattet und von Flucht geprägt. Schon zu seiner Zeit wurden Anhänger des protestantischen Glaubens verfolgt. Ein Enkel von ihm traf später mit dem Herrnhut-Ermöglicher Graf Zinzendorf in Berlin zusammen, wo beide am Hofe von König Friedrich I. von Preußen zu tun hatten. Zinzendorf war Bischof der Erneuerten Brüder-Unität und gilt als einer der wichtigsten Nachfolger von Comenius.
Unsere Buchhandlung lehnt sich zugleich an Johann Amos Comenius als Pionier auf dem Gebiet der Bildung an. Was Comenius an innovativen pädagogischen Konzepten entwarf, hat ihm den Beinamen „Vater der modernen Bildung“ eingebracht. Zu seinen bahnbrechenden Ansätzen gehören:

  • (Lehr-)Bücher mit Bildern zu versehen
  • Lehrbücher in der Muttersprache der Kinder zu verfassen statt in Latein
  • Den Unterricht schrittweise aufzubauen, entsprechend des Entwicklungsstands der Lernenden
  • Unterricht praktisch und in der Natur zu gestalten statt Kinder in geschlossenen Räumen auswendig lernen zu lassen
  • Bildung für alle zu ermöglichen, einschließlich armer Kinder und Mädchen/Frauen (Chancengleichheit)
  • Mit Herzenswärme zu lehren statt mit Druck und (unter Androhung von) Gewalt
  • Menschen sind fürs lebenslange Lernen ausgelegt


Nach ihm sind unzählige Universitäten benannt, Tschechien hat ihm eine Banknote gewidmet und feiert seinen Geburtstag als Lehrertag, die UNESCO verleiht regelmäßig eine Medaille für herausragende Leistungen im Bereich der Bildungsforschung und -innovation.

Als Buchhandlung und Verlag „Comenius“ im Namen zu tragen, ist für uns Ehre und Anspruch zugleich.

1979 wurde die Buchhandlung Hoberg in Niesky als dritte Filiale der Comenius-Buchhandlung übernommen. Diese wurde 2008 verkauft.
Zu DDR-Zeiten waren die Filialen als Einzelunternehmen organisiert. Um nach der Wende das Überleben der Buchhandlung zu sichern, wurde 1993 die Comenius-Buchhandlungs-GmbH gegründet, in der die Filialen aufgingen. Mehrheitsgesellschafter wurde die Evangelische Brüder-Unität – Herrnhuter Brüdergemeine.

Im Jahr 1996 konnte die GmbH auch wieder eine Verlagslizenz erlangen. In dem kleinen Verlag erscheint seitdem Literatur der Herrnhuter Brüdergemeine, einschließlich ortsspezifischer Broschüren über Herrnhut. Diese Titel sind speziell in unserer Herrnhuter Filiale erhältlich sowie in deren Online-Shop, der ebenfalls christlich ausgerichtet ist.

Online-Shop unseres Verlags

 

 

 

Buch-Tipp:

Wenn Sie tiefer in die Geschichte unserer Buchhandlung einsteigen möchten, empfehlen wir Ihnen gern das Buch „Handel im Wandel – 120 Jahre Comenius-Buchhandlung in Herrnhut“.

Verschmelzung mit der Herrnhuter Sterne GmbH

Mit dem bevorstehenden Ruhestand der langjährigen Geschäftsführerin stellte sich erneut die Frage, wie die Zukunft der Comenius-Buchhandlung langfristig gesichert werden kann. Die beste Lösung fand die Evangelische Brüder-Unität in der Verschmelzung mit der Herrnhuter Sterne GmbH, die ebenfalls ein Wirtschaftsbetrieb der Brüder-Unität ist. Damit wurde eine über Jahrzehnte etablierte Zusammenarbeit beider Unternehmungen vertieft (Sterne-Verkauf in der Buchhandlung; Losungen-Verkauf in der Schauwerkstatt; Buch-Publikationen der Sterne GmbH im Verlag der Comenius-Buchhandlung). Seit 2021 gehören sie nun wirtschaftlich zusammen. Als Marke bleibt die Comenius-Buchhandlung mit Verlag eigenständig erhalten.